Santiago & Umland

Vorweg sei gesagt, mir haben die fünf Monate Santiago ausgesprochen gut gefallen. Der Sommer zwischen November und April ist eine nahezu regenlose Zeit und die Temperaturen sind tagsüber wunderbar warm (heiß) und nachts erfrischend kühl. Im Winter, das weiß ich aber nur aus Erzählungen, legt sich angeblich eine etwas unangenehme Smogglocke über die Stadt. Ihre geographische Lage in einer zwar riesigen, aber letztendlich geschlossenen Talebene behindert bei fehlender Brise durch die Anden den Luftaustausch erheblich. Im Sommer saugen die Berge allerdings jeden Tag die Stadtluft ab und sorgen so für eine verhältnismäßig "gute" Luft. Die schlechte Sicht im Sommer ist durch die Feuchte des Pazifiks verursacht und den Staub der ausgetrockneten Umgebung.

Wohnen

Bezirke von Santiago de Chile mit dem Segelflugplatz in Vitacura


Für mich, als Berliner, ist die Stadt ein Traum zum Leben. Allerdings sollte man sich nicht täuschen lassen, es gibt doch klare Trennlinien zwischen den reichen und armen Bezirken. Das ist mit einer deutschen Stadt so nicht vergleichbar. Ich habe mich aber immer sicher gefühlt. Zumindest dann, wenn ich nicht gerade mit dem Fahrrad im Berufsverkehr unterwegs war. Da heißt es Vorsicht. Schulterblick und Co. sind Fremdwörter in Santiago!


Wenn man ein paar Wochen zum Fliegen in die Stadt kommt, wird man sich hauptsächlich in den wohlhabenden Bezirken im Nordosten aufhalten. Der Flugplatz selber liegt im "Nobelbezirk" Vitacura, dort ist das Mieten einer Ferienwohnung unerschwinglich und es gibt leider auch keine preiswerten Hotels in der Nähe des Flugplatzes. Aber dafür schicke Stadtvillen ;-) . In meinen Augen eignen sich die angrenzende, bürgerlichen Bezirke besser zum Leben. Vor allem Providencia und Las Condes. Hotels sind überall in der Stadt ziemlich teuer. Unter 100,- Dollar gibt es kaum etwas Vernünftiges und daher eignen sich vermietete Wohnungen viel besser. Über bekannte Portale wie Airbnb z.B. kommt man an schicke Wohnungen für ca. 40,- bis 70,- Dollar die Nacht. Die sind möbliert, werden professionell geputzt und man hat seine eigene Küche. Man fühlt sich der Stadt auch deutlich verbundener, wenn man abends "nach Hause" kommt. Eine Tiefgarage für den Mietwagen ist fast immer dabei und im Notfall hilft der Concierge bei fast allen alltäglichen Problemen weiter.

Essen & Trinken

Ich will wirklich keinem Chilenen auf die Füße treten, aber die Küche des Landes ist aus gutem Grund international recht unbekannt. Natürlich gibt es wirkliche Highlights, wie frischen Hochseefisch oder hausgemachte Empanadas. Aber man ist beim Peruaner oder im argentinischen Steakhaus teilweise besser aufgehoben. ABER die chilenischen Weine.., die sind unglaublich gut. Und zwar egal wo man einen bestellt. Wir haben nie eine schlechte Erfahrung gemacht. Obwohl sich das chilenische Bier auch nicht verstecken muss. Und im Hochsommer eh besser den Durst löscht.


Nicht unerwähnt bleiben darf das Nationalgetränk: Pisco Sour. Unbedingt probieren!


Pisco Sour - am kühlen Pazifik auch gerne mal am offenen Kamin


Die Nähe zum Pazifik ist wohl der Grund, warum es wirklich guten und frischen Hochseefisch in den Restaurants gibt. Auch die kalte Variante, Ceviche, ist eine überraschend schmackhafte, kulinarische Erfahrung.

Fortbewegung

Taxi, Mietwagen, Fahrrad oder ÖPNV sind die Schlagworte, je nach Geldbeutel und Anspruch.


Mietwagen

Die naheliegendste Variante. Am besten nicht am Flughafen buchen, sondern erst in der Stadt. Links folgen noch. Dann spart man sich das stundenlange Warten im Terminal und kommt deutlich billiger weg. Die Mietwagenfirmen haben fast deutschen Standart und es gibt keinen Grund, bei den internationalen Marktführern schon aus Europa zu buchen. Für ca. 50,- bis 70,- Dollar am Tag ist man dabei, Sprit ist etwas billiger als in DE. Einen intern. Führerschein braucht man nicht. Der Straßenverkehr läuft in halbwegs ruhigen Bahnen.


Vor allem für Tagestouren raus aus der Stadt kann man sich extrem unkopmliziert auch tageweise ein Auto mieten. Auf dem Flugplatz selber ist das Auto überflüssig. alles wird dort mit den Flugplatzautos erledigt.


Taxi

Anstrengend. Ich habe viele schlechte Erfahrungen gemacht. Vor allem sollte man ungefähr wissen, wo man hin will. Den Flugplatz selber kennt quasi kein Taxifahrer und es ist auch absolut üblich, dass man dann selber navigiert. Wenn man das, wie ich anfangs, dem Fahrer überlässt, irrt der manchmal eine Stunde durch Santiago. Also Google Maps zücken und forsch drauf los dirigieren. Wie gesagt, anstrengend. Es läuft zwar immer ein Taximeter mit, aber wenn der Fahrer Extrarunden dreht, kann es rasch teuer werden. Für 10 Tage würde ich diese Variantet evtl. noch empfehlen, aber bei längeren Aufenthalten lohnt ein Mietwagen oder das Fahrrad mehr.


Fahrrad

Fahrräder für 100,- € aus dem Supermarkt

Santiago entwickelt sich seit Jahren hin zu einer Fahrradstadt. Es werden überall extra Wege gebaut und im Berufsverkehr steht man manchmal mit 40 Radlern an der rote Ampel. Aus Providencia ist man in ca. 20 bis 30 Minuten am Flugplatz. Auto ist quasi nie schneller, denn Stau ist alltäglich. Nur im Januar sind große Ferien. Da ist es deutlich ruhiger.


Einfach mal am Flugplatz fragen, ob ein netter Vereinskollege für ein paar Tage sein Fahrrad verleiht. Oder in den Supermarkt gehen und eines kaufen. Schloss nicht vergessen, es wird geklaut wie wild.


Öffentliche Verkehrsmittel

Santiagos Metronetz

Nur etwas für Geduldige mit schmalem Geldbeutel. Grundsätzlich funktioniert der ÖPNV super. Vor allem die U-Bahn ist sehr angenehm. Allerdings fährt die nicht am Flugplatz vorbei, weshalb man auf den Bus setzen muss. Dieser ist nicht gerade komfortable und im Stau steht der genauso.


Die Beep-Karte, Tarjeta beep ist das Zahlungsmittel. Funktioniert in allen Bussen und Bahnen. Man kauft einmalig in einem U-Bahnhof diese Karte und lädt ein Guthaben auf. Bei jedem Einsteigen oder Umsteigen hält man die Karte im Vorbeigehen an einen Scanner und es macht BEEP. Daher der Name. Dann berechnet die Elektronik selbstständig den Fahrpreis und zieht diesen vom Kartenguthaben ab. Ich bin von dem System begeistert. Man muss kein Diplom in Verkehrswesen haben, wie in Berlin, um die Tarifstruktur zu schnallen.

Die richtige Route durch das etwas unübersichtliche Busnetz sucht einem Google per Google Maps Navigation. Diese funktioniert absolut großartig und man kommt so immer auf dem besten Wege durch die Stadt.


Sightseeing

Die Stadt selber bietet nicht so viele Highlights. Sehr schön ist eine kleine Tour mit dem Fahrrad (auch per Standseilbahn mgl.) auf den San Cristobal. Oben dann als Belohnung einen Mote con huesillos. Abends findet man viele belebte und angenehme Ecken, wo man draußen sitzen und den Abend genießen kann. Was ich viel mehr empfehle ist aber das Umland.


Los Andes und das Tal nach Argentinien (Laguna del Inca)

Absolutes Muss ist eine Autofahrt an die argentinische Grenze. Vorbei an den Bergen, die man aus dem Flugzeug kennt. Ein klassischer Tagesausflug. Vorbei an Los Andes auf die Strasse nach Argentinien. Kurz vor der Grenze dann der Bergsee Laguna del Inca. Dort, im wunderhübschen Hotel, dann ein Kaffee mit Blick auf das beeindruckende Panorama. Und auf dem Rückweg noch ein Abstecher in das Städtchen Los Andes.


Maipo-Tal

Ebenfalls ein toller Tagesausflug ist Richtung südosten ins Maipotal. Den Vulkan, der dem Tal seinen Namen gibt, bekommt man allerdings nicht zu sehen. Der ist zu weit weg. Aber man kann an die Laguna Negra oder den Embalse el Yesoo (Stausee) fahren und ein bisschen Hochgebirge schnuppern. Ein 4x4 braucht man dazu ausdrücklich nicht. Die Schotterwege sind gut auch mit dem kleinsten Mietwagen zu passieren!


Der Pazifik

Ebenfalls nicht weit weg ist der Pazifik. Hier bietet sich eine Übernachtung an und man kann etwas nach Süden oder Norden ausweichen, um menschenleere Strände zu finden. Baden ist allerdings etwas kühl, mehr als 14 Grad hat das Meer wohl selten.